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Vom werck des sechten tags1

Am[m] sechsten tag sprach got die erde soll bringen ein lebe[n]dige sele. die thier vnd die kriechende[n] vnd die wilde[n] thier d[er] erden nach irer gestalt. vn[d] got sahe das es gůt was vnd sprach. mache[n] wir eine[n] me[n]sche[n] zu unser pildnus vnd gleichnus vn[d] er sol vorsein de[n] vische[n] des meeres vn[d] de[m] geflügel des himels vn[d] den thiern aller erde[n]. vn[d] got hat beschaffe[n] den me[n]sche[n] zü seiner d[er] pildnus vnd gleichnus.2

Als nw got die obern teil der werlt geziert hat do zieret er zu letzt am sechte[n] tag die erde[n] mit de[n] geschlechte[n] der thier.

Under de[n] thiern der erde[n] bedenckt Moyses dreier. als iohthier kriechende vnd wildthier. da bey er uns dreyerley unterschied der unvernüftigen thier in gemain zeerkenen gibt. da[n] diss sind wildthier die in volko[m]ner fantasey vn[d] einpildnus wesende die mitteln stat under de[n] unfernüftigen thieren halte[n] vn[d] könne[n] doch vo[n] die mensche[n] nit gezamet noch pe[n]dig gemacht werde[n].

So sind kriechende thier die unvulkomene fa[n]tasey vnd einpildnus. als die mitteln zwische[n] de[n] vieh vn[d] pfla[n]tze[n] habe[n].

Es sind auch iohthier die doch wiewol sie der vernuft ma[n]geln me[n]schlicher zucht etlicher maß fahig sind. vn[d] scheine[n] etwas d[er] vernuft teilheftig zesein schir ein mittele art oder aige[n]schafft zwische[n] dem vihe vn[d] de[m] me[n]schen habe[n]de.

Nw hat got geschafft das grosse vnd kleinere thier ma[n]cherlei geschlechtz ungleicher form werde[n] sollte[n]. vn[d] sind yder thier worde[n] bede me[n]dlein vnd freülein. auß welcher besamung der lufft vnd die erde vn[d] das meer erfültt worde[n] sind. vn[d] got hat ine alle[n] vo[n] geschlecht zu geschlecht naru[n]g vo[n] d[er] erden gebe[n]. das sie de[m] me[n]sche[n] zu nutz vn[d] geprauch. als etlich zu speysung. vn[d] ettlich zebeklaidung gedine[n] möchte[n]. vn[d] die die grösserer sterck vn[d] krefft were[n] zur erpawung des erdreichs helfen sollten.

Bisher ist vo[n] dreyen. als der uberhimlische[n]. himlischen vnd underhimlischen werlte[n] beschreibung beschehen. Nw hinfür ist von de[n] mensche[n] als d[er] vierde[n] werlt zemercke[n]. do got alle ding mit wu[n]derperlicher beschreybung verordent vn[d] ime fürgenomen het ein ewigs reich zemachen vn[d] unzalich sele[n] zeschöpffen. die untödlickeit zegeben. do machet er ein empfintliche vnd verstentliche gleichnus. das ist zu form oder gestalt seiner pildnus. d[er] niehtz volku[m]ners sein mag. vnd formet de[n] mensche[n] aus lette[n] oder kloße der erde[n]. nach d[er] er also gene[n]t ist.

Got d[er] macher aller ding hat gemacht de[n] mensche[n] von dez doch Cicero wie wol aller himlischer schrifft unwisse[n]. das das die propheten sagen geschrieben hat.3 diss thier das wir eine[n] mensche[n] ne[n]ne[n]. fürsichtig. behend. vilfeltig scharpff gedechtig vol vernunfft vnd radts in clarer art vn[d] aige[n]schafft gepore[n] sein vo[n] de[m] hohste[n] got allein. dan[n] er ist aus allen geslechten vnd naturen der geseleten geschöpff. teylheftig der vernunfft vn[d] gedenckung. d[er] die andern gechöpff alle mangeln.

Nw ist offt bei den künge[n] vn[d] fürste[n] die gewonheit so sie ein gros mechtig vn[d] edele stat pawe[n] vn[d] volbracht habe[n] das sie alßden[n] ir pild enmitte[n] in d[er] stat allermenigliche[n] zesehe[n] vn[d] anzeschawe[n] auffrichte[n]. Also hat auch got d[er] fürst aller ding getan. der nach de[n] ga[n]tze[n] auffgerichte[n] paw d[er] werlt de[n] me[n]sche[n] als de[n] letzte[n] aller ding in den mittel d[er] selbe[n] hat gesetzt vnd geformt zu seiner pildnus vn[d] gleichnus. also das mit mercurio wol gesproche[n] werden mag.4

O asclepi wie ein groß wu[n]derwerk ist der me[n]sch. diss sunderliche[n] name[n]s mag sich die me[n]schliche art wol beröme[n]: aus de[m] geschehe[n] ist: das sich nima[n]t ime zedine[n] verdrissen lassen soll. dan[n] ime sind erd vn[d] element vn[d] die unvernuftige[n] thier willig vnd dinstbar. ime treibt d[er] himel ritterschafft. Ime spreche[n] die englische[n] gaist das hail. sich sol auch nyma[n]d verwu[n]dern das der vo[n] alle[n] dinge[n] geliebt wirt. in dem alle ding etwas des irn. ia auch sich gantz vnd alles das ir erkennen.

References

Cicero, M. T., & Cicero, Q. (1496). M.T. Ciceronis de Natura Deorum Libri Tres ... Impræssum Venetiis: per Symonem Papiensem dictum Biuilaqua. https://doi.org/10.3931/e-rara-89116.

Foresti, G. F. (1492). Supplementum Chronicarum. Novariensis: Bernardinus Rizus. https://books.google.com/books?id=ei9TruMbYCkC&printsec=frontcover.

Jiménez de Cisneros, F. (1517). Biblia Polyglotta Complutensis. Complutum: Arnaldo Guillén de Brocar. https://doi.org/10.3931/e-rara-46695.

Keyes, C. W., ed. (1970). Cicero in Twenty Eight Volumes. Vol. 16: De re publica. De legibus [Loeb 213]. London: William Heinemann LTD. https://archive.org/details/cicero-in-28-volumes.-vol.-16-loeb-213/.

Mirandola, G. (1990). Über die Würde des Menschen: Zweisprachige Ausgabe. Edited by Buck, A., Baumgarten, N. Philosophische Bibliothek. Hamburg: Felix Meiner Verlag. https://books.google.com/books?id=kwqKDwAAQBAJ.

———. (1994). Oratio de Hominis Dignitate. Edited by Garin, E. Collezione Filo Di Perle. Pordenone: Studio Tesi. https://books.google.co.in/books?id=ttWhxemy4NAC.

Mirandola, G., Mirandola, G. F. (1601). Ioannis Pici, Mirandulae Concordiaeque comitis, theologorum & philosophorum, sine controversia, principis viri, sive linguarum, sive rerum, & humanarum, & divinarum cognitionem spectes, doctrina & ingenio admirando: Item, tomo secundo Ioannis Francisci Pici Principis, ex eadem illustri prosapia oriundi ... opera quae extant omnia: non tam literatis viris utilia, quam necessaria, in unum corpus redacta: quorum Elenchi post vitam authoris habentur : accesserunt etiam rerum & verborum memorabilium, atque scriptorum, quorum sententiae & opiniones quacunque de re allegantur & citantur, duo indices locupletissimi. Editio ultima, superioribus multo correctior & locupletior. Basileae: per Sebastianum Henricpetri. https://doi.org/10.3931/e-rara-61217.

O’Malley, J. W. (2022). The Dignity of Men. In The Pursuit of Holiness in Late Medieval and Renaissance Religion: Papers from the University of Michigan Conference [20, 21 and 22 April 1972], edited by Oberman, H. A., Trinkaus, C. E. Studies in Medieval and Reformation Traditions. Leiden: Brill. https://books.google.com/books?id=vTd7EAAAQBAJ.

Footnotes

  1. c.f. Foresti (1492, fol. a2v).

  2. Genesis 1:24-27, s. Jiménez de Cisneros (1517, fol. av-aijr).

  3. Cicero & Cicero (1496, p. aaiii), c.f. Keyes (1970, p. 321).

  4. Mirandola & Mirandola (1601), Mirandola (1990, 1994), c.f. O’Malley (2022, p. 426).