Diese Bewerbung auf mehrere Stellen beim Bundeskanzlerinnenamt entstand aus einer Troll-Laune heraus binnen erschreckend kurzer Zeit in einem Etherpad einer hier nicht genannten deutschen NGO. Das Original haben wir dummerweise tatsächlich innerhalb der Bewerbungsfrist eingereicht. Wir hatten bislang nicht die Lust^wZeit, das Originaletherpad mit der AutorInneneinfärbung zu exportieren, aber zumindest den Text wollten wir für die Nachwelt behalten.
Bewerbung als Referent*innen für das Referat 621 „Grundsatzfragen der Digitalpolitik“ (Quo vadis, Digitalisierungskompetenz im Bund?)
Sehr geehrte Damen und Herren,
Sehr geehrte Frau Wiese,
hiermit bewerben wir uns auf die ausgeschriebenen Stellen als mehrere Referentinnen/Referenten für das Referat 621 „Grundsatzfragen der Digitalpolitik“ im Bundeskanzler*innenamt. Da der Dienstposten für eine Besetzung in Form der Arbeitsplatzteilung („Job-Sharing“) und grundsätzlich auch für eine Teilzeitbeschäftigung geeignet ausgeschrieben wurde, haben wir die Form einer Musterfeststellungsbewerbung gewählt.
Wir sind uns der herausfordernden Aufgaben des neu-gegründeten Referats 621 bewusst. Auch wenn wir zeitnah eine Umbenennung in 1337 anstreben. Wir sind äußerst stresserprobt, ob beim Community-Management von Wikipedia-Autor*innen oder von geflüchteten Menschen aus Syrien, besorgten Senior*innen, oder beim Trollen auf Twitter.
Aus unseren langjährigen Digitalisierungserfahrungen können wir deshalb folgende Agendapunkte eigenständig einbringen: Offenheit wird einer der Schwerpunkte des digitalen Diskurses in der laufenden Legislaturperiode sein. Als Leuchtturmprojekt schlagen wir unter Federführung des Bundeskanzler*innenamts die Einführung von offenen Fahrplandaten für den individuellen Luftnahverkehr („Flugtaxis“) noch in dieser Legislatur vor.
Blockchain ist das Rizinusöl des 21. Jahrhunderts. Deshalb müssen wir schon jetzt mutig über Anschlusstechnologien nach der Blockchain-Ära nachdenken. Den Megatrend des lebenslangen Lernens in der Informationsgesellschaft möchten wir angesichts der anstehenden Singularität auch auf nicht-menschliche Stakeholder ausweiten: Lebenslanges maschinelles Lernen. Auch die Einführung von Autopilot*innenprojekten sollte in Erwägung gezogen werden. Pilotprojekte allein erscheinen uns auch angesichts der zunehmenden Automatisierung im Mobilitätssektor nicht mehr zeitgemäß. China will Führungsmacht in Künstlicher Intelligenz werden und diesen Platz möchten wir dem Land auch nicht streitig machen. Wir sehen hier, ganz in der Tradition des Landes der Dichter und Denker, die Chance für Deutschland zur führenden Kraft in Künstlerischer Intelligenz zu werden.
Durch unsere kontinuierliche Fortbildung in der händischen und automatisierten Generierung von Bullshitbingo besitzen wir hervorragende Kompetenzen für die anstehende Vorbereitung und Durchführung des Kabinettsausschusses „Digitalisierung“. Uns entgeht kein Buzzword. Wir haben darüber hinaus enorm hohe Memekompetenz, die sich in der Nachbereitung von Sitzungen bezahlt macht. Blockchain, Breitbandausbau, Bürger*innenkonto und Bundeskanzler*innenamt 4.0 – das sind die „dicken Bs“, welche die nächsten Jahrzehnte bestimmen werden. Die Informationsgesellschaft unserer Tage ist ohne Computer, Smartphone und Sprachassistentinnen nicht mehr denkbar. Die Einsatzmöglichkeiten der automatisierten Datenverarbeitung und Datenübermittlung bergen Chancen, aber auch Gefahren für den Einzelnen und für die Gesellschaft. Informations- und Kommunikationstechnologien verändern das Verhältnis Mensch-Maschine und der Menschen untereinander. Das Land braucht eine in diesen Bereichen handlungsfähige Bundesregierung, die sich stets bemüht, den Anforderungen der EU-Datenschutzgrundverordnung voll und ganz zu entsprechen.
Programmierkenntnisse sind für uns eine Selbstverständlichkeit. Wir vereinen Kenntnisse in folgenden Sprachen: Turbo Pascal, Wikisyntax, R, Python 2.7, Python 3.4, HTML 5, CSS, Markdown, Bitcoin, Brainfuck, Scratch, Java 5, Matlab, C, C++, ++C, C#, ObjectiveC, Haskell, Perl, Processing, Javascript, Typescript, Go, Rust, \LaTeX, ActionScript, PostScript, awk, Lua, SPARQL, LOLCODE, Basic 2.0, QBASIC, VisualBasic, Assembler, Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Polnisch, Persisch, Usbekisch, Chinesisch (Mandarin, Vereinfachter Zeichensatz, Grundlagen), SMS schreiben mit T9, 1337speak (verhandlungssicher), Maple, php und Prolog (typsicher). Gerne reichen wir eine ausgedruckte Programmierprobe in Whitespace ein. Twitter beherrschen wir in Wort und Schrift und wissen wie man „GIF“ richtig ausspricht. Die Bedienung der Betriebssysteme Mac OS X, GNU/Linux, iOS &c. bereitet uns keine Schmerzen.
Darüber hinaus verfügen wir über fortgeschrittene Grundkenntnisse (bis hin zu Geheimwissen) in den üblichen Office-Anwendungen (Excel, Etherpad, InternetExplorer, Minesweeper, Photoshop, Vim, Word, Sharepoint, Github, Slack, PowerPoint, Taschenrechner und Paint). Zusammengerechnet haben wir unzählig viele Semester in den folgenden Studiengängen studiert und auch viele Abschlüsse (Facharbeiter, Bachelor, Master, Diplom, Abbruch, Bierdiplom) erzielt: Informatik, Medieninformatik, Politik- und Verwaltungswissenschaft/Public Management, Zentralasienwissenschaften, European Master in Government, uvm.
Zahlreiche (schlechte) Erfahrungen aus der Privatwirtschaft sind vorhanden.
Auch im Außendienst konnten wir schon Erfahrungen sammeln und mit mehreren Milliarden US-Dollar teuren Militärtechnologien kleine Plastikdosen im Wald aufspüren. Der Einsatz von Laserdistanzmessern bereitet uns keine Schwierigkeiten. Dem kindsgroßen Roboter, den Frau Merkel auf der CeBIT streicheln durfte, haben wir unglaubliche neue Fähigkeiten beigebracht. Er kann jetzt wie eine Katze schnurren und wenn man seinen Kopf berührt, antwortet er mit „ich bin kitzelig“.
Auf die anstehenden Dienstreisen zu Branchentreffs wie CeBIT und re:publica (gerne auch in Dienstkleidung - wir schlagen für das DigitalKanzleramt Engelbert-Strauss-Hosen in Kombination mit weißen Hemden und grünen Hoodies vor!) sind wir angemessen vorbereitet. Als Bahnvielfahrer*innen (zertifiziert mit insgesamt über 9000 bahn.bonus-Status-Punkten) kennen wir neben allen DB-Lounges natürlich das Bundesreisekostengesetz (BRKG). Eine Motivation für diese Bewerbung ist, dass wir dann regelmäßig 1.Klasse fahren, und somit noch mehr bahn.bonus.punkte sammeln können! Dank unbegrenztem WLAN in dieser Wagenkategorie steht der Digitalisierung des Bundeskanzler*innenamts auch auf der Schiene nichts mehr entgegen. (Im unwahrscheinlichen Fall eines Funkloches würden wir dieses selbstverständlich pflichtbewusst mit der Funkloch-App melden.) Sollten Dienstreisen in Hochlohnländern wie die Schweiz anstehen, nutzen wir selbstverständlich auch Mehrbettzimmer, eine Teambuildingmaßnahme, die erprobterweise unsere Produktivität in hohem Maße fördert.
Bei MINT-Förderveranstaltungen für Jugendliche halten wir uns in MentorInnenrolle auf dem neusten Stand der Jugendkultur (Fidget Spinner, Fortnite) und Jugendsprache. So sollte das Ministerium von hölzernen Trojanischen Pferden auf plüschige Einhörner wechseln. Das macht die erforderliche Nachwuchsgewinnung erheblich einfacher.
Wir pflegen eigene Accounts auf FragDenStaat.de und können diese bei Einstellung gerne auch beruflich nutzen.
Wir freuen uns über die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Gerne nutzen wir dabei auch die Gelegenheit für ein Update eines Autogramms von 1999, welches vom damaligen Bundeskanzler und seiner damaligen Gemahlin unterzeichnet wurde, und zum Sammeln weiterer bahn.bonus-Punkte. Beachten Sie, dass es für die Einladung sinnvoll sein könnte bei der Deutschen Bahn ein Veranstaltungticket zu buchen, dies könnte ihnen viel Aufwand bei der Reisekostenerstattung ersparen.
Zwar präferieren wir die Bahn als Verkehrsmittel, eine Anreise mit dem Flugzeug lehnen wir aber auch nicht grundsätzlich ab, allerdings haben wir die verschiedenen Vielfliegerprogramme noch nicht ausgiebig genug studiert, um hier Empfehlungen aussprechen zu können.
Mit freundlichen Grüßen,
Jens Jukarina-Karlotta Ulrike Ubi Stefan Lucas Maximilian Kawie von Wittich-Thomas
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